Ackern fürs Klima

Olaf Böhne aus Minden setzt sich für eine verantwortungsvolle, nachhaltige Landwirtschaft ein. Er bewirtschaftet seine Felder mit Pferd und Pflug – und bewahrt damit auch ein Stück Familiengeschichte.

Der Hof der Familie Böhne liegt am Stadtrand von Minden. In der Nachbarschaft ist er unter seinem plattdeutschen Namen „Böhnen Hoff“ bekannt. Jeden Morgen versammelt sich die Belegschaft zur Teambesprechung. Meist sind sie zu viert, in der Erntesaison kommen weitere Aushilfen dazu. Vor der Besprechung hat ein Teammitglied schon die Pferde versorgt und die Weiden „abgeäppelt“. Nach dem Treffen geht es raus auf den Gemüseacker: das Feld umpflügen, Unkraut jäten, Gemüse ernten. Die Mindener bauen auf ihren zehn Hektar Land verschiedene Gemüsesorten an, darunter Zwiebeln, Brokkoli und Tomaten. Nach der Feldarbeit kümmern sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nochmal um die Pferde. Es sind zwei Rheinisch-Deutsche Kaltblüter: eine siebenjährige Stute namens Aika, welche die Feldarbeit bereits gut beherrscht, und ein vier Jahre alter Wallach namens Kalle, der noch trainiert wird, aber schon einige Arbeiten erledigen kann. Sobald sie fertig ausgebildet sind, sollen die beiden Pferde ein Gespann bilden. Denn Hofbesitzer Olaf Böhne bewirtschaftet sein Land nicht mit einem Traktor, sondern hauptsächlich mit Pferden.

„Wir tragen Verantwortung für unsere Umwelt und die Zukunft unserer Kinder“, sagt der 51-jährige Familienvater aus Minden. „Wir haben die Wahl, ob wir im Februar Erdbeeren aus Marokko kaufen oder Steckrüben aus der Region.“ Wo und wie Lebensmittel produziert werden, hat enorme Auswirkungen auf die Umwelt und damit auch darauf, wie nachfolgende Generationen wie Böhnes Kinder leben werden. Immerhin ist die Landwirtschaft in der Europäischen Union für rund zehn Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Olaf Böhne möchte mit seiner Arbeit keine Emissionen verursachen und sogar möglichst Schadstoffe aus der Luft sammeln.

Das gelingt unter anderem mit dem sogenannten Humusaufbau: Die Mindener verteilen Tierdung, Pflanzenreste und Kompost auf dem Acker, um den Humusanteil im Boden zu erhöhen – denn Humus speichert CO2. Und der Einsatz von Pferden statt Traktoren hat mehrere positive Folgen. Schwere Maschinen verursachen nämlich nicht nur Abgas, sie verdichten auch tieferliegende Bodenschichten. „Da kommt dann kein Regenwurm mehr durch und Pflanzen wachsen schlechter“, erklärt Böhne. Pferde dagegen belasten den Boden nur punktuell und verdichten ihn weniger. „So kann der Boden mehr Wasser speichern und CO2 aus der Luft binden.“

Von einer modernen Landwirtschaft hat Landwirt Olaf Böhne seine ganz eigenen Vorstellungen. Große Landmaschinen gehören nicht dazu. Er setzt auf das Pferd.

„Wir tragen Verantwortung für unsere Umwelt und die Zukunft unserer Kinder.“

Die Idee des Ackerbaus ohne moderne Maschinen kam Böhne vor einigen Jahren zufällig. „Ich sah im Fernsehen einen Bericht über die Bewirtschaftung mit Pferden“, erzählt er. „Da habe ich mir gedacht: Das ist moderne Landwirtschaft.“ So umweltschonend der Ackerbau mit Pferden und Handarbeit auch ist, er ist gleichzeitig sehr personalintensiv. In der Hochsaison arbeiten deshalb auch Aushilfen und Praktikanten auf dem Hof. Böhne sieht sich als Vorreiter: „Ich finde es spannend zu testen, wie das mit den Pferden geht“, sagt er. „Wir probieren viele Dinge aus und schauen, was man daraus für andere Höfe lernen kann.“

Tradition fortführen und bewahren

Der Böhnen Hoff ist seit 1665 Teil der Mindener Stadtgeschichte. Als Kind half Olaf Böhne seinen Eltern auf dem Hof. Als Erwachsener zog es ihn allerdings fort: In Greifswald machte sich der Vermessungsingenieur mit Partnern selbstständig und arbeitete in einem Büro mit zwanzig Angestellten. Vor zehn Jahren erbte er dann den Hof von seinem Vater und stand vor der Wahl: übernehmen oder verkaufen? Böhne entschied sich dafür, die Tradition fortzuführen. „Meine Mutter lebt bis heute auf dem Hof“, erzählt er. Außerdem ist auf dem Grundstück ein Familienfriedhof angesiedelt. „Ich konnte einfach nicht verkaufen, das fand ich moralisch nicht vertretbar.“

Der Unternehmer verkaufte stattdessen seinen Firmenanteil in Greifswald und investierte rund 200.000 Euro in den Böhnen Hoff – damit sanierte er die alten, teils denkmalgeschützten Gebäude und kaufte Geräte für die Feldarbeit. „Rund 120.000 Euro stammen aus Kreditmitteln“, erzählt Böhne. „Die Volksbank Minden hat mir damals sehr kurzfristig einen Kredit zur Verfügung gestellt – das war mein großes Glück.“ Wirtschaftlich rechnet sich der Hof bislang nicht, aber Böhne ist zumindest kurzfristig auch nicht darauf angewiesen. „Aktuell nähern wir uns der schwarzen Null“, berichtet er. „Sobald die Pferde fertig ausgebildet sind, sollten wir in die Gewinnzone kommen.“ Die Verantwortung für die Entscheidung, in den Hof zu investieren, haben Olaf Böhne und seine Frau Simone auf jeden Fall bis heute nicht bereut.