Schräger Otto und Bread Pitt

Geschwister Simone Böhne und Karsten Krüger

Deutschland ist berühmt für seine vielfältigen Brotsorten. Simone Böhne und Karsten Krüger von Karlchen’s Backstube aus Herford wollen sich darauf nicht ausruhen: Sie erfinden laufend neues Backwerk und Frischekonzepte – und sind dafür bei Kunden in ganz Ostwestfalen-Lippe bekannt.

Wer beim Bäcker Brötchen holt, muss sich entscheiden: Dinkel-, Roggen- oder Mehrkornbrötchen? Croissant, Plunder oder doch lieber Schokohörnchen? Durchschnittlich bieten deutsche Bäckereien elf Brotsorten, 17 Sorten Kleingebäck wie Brötchen sowie 15 Sorten Feingebäck an, belegt eine Forsa-Studie.

Die Bäckerei „Karlchen’s Backstube“ mit Filialen in ganz Ostwestfalen-Lippe übertrumpft diese Zahlen locker. Wer bei Karlchen einkauft, kann aus mehr als 30 Brötchensorten, 20 Brotsorten und 20 verschiedenen Kuchen auswählen. Darunter sind exotische Backwaren wie Brötchen mit Pfefferkruste und handgefaltete Walnussbrötchen.

Karlchen’s Backstube ist für die große Sortenvielfalt und besondere Frische bekannt. In den Gründungsjahren des Unternehmens war das noch anders. „Unser Großvater, der Gründer der Bäckerei, hat in den Anfangsjahren pro Tag nur neun Brote einer einzigen Sorte gebacken“, erzählt Simone Böhne. Sie leitet Karlchen’s Backstube heute zusammen mit ihrem Bruder Karsten Krüger. Der Gründer, Großvater Karl Krüger, lieferte seine neun Brote damals noch per Fahrrad selbst aus.

Doch dabei blieb es nicht: Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre eröffneten Nachfolger Karl-Heinz und Hannelore Krüger die ersten Filialen und führten neue Brotsorten ein, darunter „Schräger Otto“. Das Brot ist bis heute im Sortiment. Zwar besteht es inzwischen aus Dinkel- und Roggenmehl statt aus Weizen- und Roggenmehl. Der Erfolg ist aber geblieben: Die Sorte ist nach wie vor eines der beliebtesten Brote bei der Kundschaft.

„Für uns ist es völlig normal, dass Menschen mit verschiedenen Geschlechtern, Religionen und Nationalitäten hier arbeiten.“

Simone Böhne 

Bei der Namensgebung für neue Produkte werden die Mitarbeitenden gerne kreativ – neben dem „Schrägen Otto“ gibt es zum Beispiel auch eine „Roberta“, einen „Bread Pitt“ und eine „Scharfe Charlotte“. „Wir finden es langweilig, ein Brot einfach nur Körnerbrot zu nennen“, sagt Simone Böhne. Doch auch unternehmerisch machen die ungewöhnlichen Namen Sinn: Sie bleiben in den Köpfen der Kundschaft hängen.

Längst ist Karlchen’s Backstube in der Region für innovative Backwaren und große Vielfalt bekannt. Diese Stärke wollen sie weiter ausbauen. Deshalb wurde ein Bäckermeister & Brotsommelier eingestellt, der neues Brot, Brötchen und Gebäck entwickelt und Bestehendes optimiert, um einen typischen „Karlchen Style“ zu entwickeln. „Aufgrund der neuen Möglichkeiten in unserer modernen Backstube haben wir in den vergangenen drei Monaten mehr Produkte entwickelt als in den vergangenen drei Jahren insgesamt“, freut sich Karsten Krüger. Aktuell im Entwicklungsstadium sind „Schnecken neu gedacht“, Brote mit 36 Stunden Teigruhezeiten für die besten Aromaporen und vieles mehr. „Wir lassen uns gerne von den Trends und Backtraditionen anderer Länder inspirieren, aber auch von TikTok und Instagram“, erklärt Krüger.

Der neue Hauptstandort in Herford, wo im Jahr 2023 die „Backstube“ eröffnet wurde, bietet vielfältige Möglichkeiten. Hier wird nicht nur mehr Menge gebacken, sondern die Backstube hat sich vollständig auf Qualität ausgerichtet. Was sich klein anhört, ist ein 10.000 Quadratmeter großes Produktions- und Verwaltungsgebäude. „Maschinen setzen wir ein, um die Arbeit zu erleichtern – viele Hände, um die Qualität zu verbessern“, sagt Karsten Krüger. Brötchen zum Beispiel reifen 20 Stunden lang in sogenannten Reiferohren, bevor sie gegart und anschließend in den Filialen gebacken werden.

Seitdem die Geschwister im Jahr 2005 die Leitung des Unternehmens übernommen haben, ist dieses um rund 40 Filialen gewachsen. Bei den Investitionen hat die Volksbank Minden das Unternehmen finanziell unterstützt. Mittlerweile gibt es in der Region 65 Karlchen’s- Filialen, überwiegend in Ostwestfalen-Lippe. „Wir haben mit der Volksbank Minden und unserem Berater Andreas Lahme einen Partner gefunden, der das Geschäftsmodell Bäckerei sehr gut versteht“, berichtet Krüger.

Hinter dem Wachstum und dem großen Sortiment des Unternehmens stehen 650 Menschen,  die das Brot, die Brötchen und den Kuchen backen und verkaufen, Mitarbeitende in der Logistik und Handwerker, Architekten, die die Filialen bauen und gestalten, und nicht zuletzt die verwaltenden Hände aus dem Hintergrund, die für eine reibungslose Organisation sorgen. „Karlchen’s Backstube produziert nicht nur qualitativ hochwertige Backwaren, sondern erst die Mitarbeitenden machen unser Unternehmen zu dem, was wir sind. Sie schaffen die Glücksmomente.“ Die Mitarbeitenden kommen aus rund 30 Ländern. Damit die Zusammenarbeit gut funktioniert, wurde ein Werteversprechen entwickelt. Darin geht es um gegenseitigen Respekt, um Toleranz, Vertrauen und Freiheit. „All dies ist Teil unserer Unternehmenskultur“, sagt Simone Böhne. Sie ist überzeugt: Eine vielfältige Belegschaft ist eine wichtige Voraussetzung für die Innovationskraft des Unternehmens – und damit die Grundlage für die vielen Glücksmomente.