„Wir sind ein solidarischer Finanzierungspartner für unsere Kunden“

Die Kreditversorgung in der Corona-Pandemie zu sichern, ist seit März 2020 eine der wichtigsten Aufgaben der VerbundVolksbank OWL. Damit trägt sie eine besondere Verantwortung für die Menschen und Unternehmen in OWL. Ein Blick hinter die Kulissen der Corona-Kredithilfe …

16. März 2020. Um die Ausbreitung des neuartigen Virus SARS-CoV-2 in Deutschland zu stoppen, vereinbaren Bund und Länder an diesem Tag weitreichende Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Dazu gehören bundesweit auch umfangreiche Schließungen von Geschäften. Ausgenommen sind Läden, die lebenswichtige Waren anbieten –Lebensmittelmärkte, Drogerien und Apotheken. Auch Banken und Tankstellen bleiben geöffnet. Der erste Lockdown beginnt. Bei Sebastian Schrader, Regionalleiter der Volksbank Paderborn, rufen die ersten Kunden an und wollen die Tilgung für ihren Kredit aussetzen. Corona und seine dramatischen Auswirkungen verunsichern die Kunden. „Eine solche Situation hatte es für uns alle noch nicht gegeben. Nicht für die Kunden und auch nicht für uns Mitarbeiter“, erinnert sich Schrader an die ersten Tage des Lockdowns.

Am 22. März – einen Tag nach seinem 50. Geburtstag – bietet die Bank Mathias Engelmann an, als Kreditspezialist eine neue Aufgabe zu übernehmen: die Unterstützung der Bereichsleitung Kreditmanagement. Alle Corona-Themen, die für das Kreditgeschäft wichtig sind, sollen bei ihm zusammenlaufen. Engelmann bleibt nicht allein. Aufgrund der sich abzeichnenden Herausforderungen der Pandemie ruft die VerbundVolksbank OWL eine Arbeitsgruppe ins Leben – das Corona-Koordinationsteam mit dem Sonderauftrag, die Kunden und die Bank im Kreditgeschäft gut durch die Krise zu bringen.

Mathias Engelmann
Mathias Engelmann

„Wir wollten vor allem unsere Kunden in den besonders betroffenen Branchen frühzeitig erreichen.“

In Anbetracht der von Tag zu Tag steigenden Anzahl an Kundengesprächen und der zunehmenden Komplexität der Themen wird schnell klar, dass Wissen und Erfahrungen aus anderen Abteilungen und auch zusätzliche Kapazitäten benötigt werden. Im Corona-Koordinationsteam sind deshalb alle relevanten Bereiche der Bank vertreten. Die Gruppe vereint eine Vielzahl von Perspektiven, die jetzt wichtig sind: die Kundenberatung, die Marktfolge, das Kreditrisikomanagement, das Vertriebsmanagement und die Datenanalyse aus der Vertriebssteuerung. Unter den vielen Spezialisten aus den verschiedenen Bereichen sind auch Regionalleiter Sebastian Schrader, Kreditanalyst André Bracht und Datenanalyst Marc Schulze mit dabei. Aufgabe des Experten-Teams ist es, die Informationen zu Corona-Hilfen zu bündeln, daraus Schlüsse für die VerbundVolksbank OWL zu ziehen und passende Maßnahmen abzuleiten und anzustoßen. Alle für ein Ziel: schnelle, verlässliche Lösungen für die Kunden der VerbundVolksbank OWL zu schaffen und Unternehmen und Menschen aus den besonders betroffenen Branchen zu unterstützen. Eine Aufgabe, die einen erheblichen Mehraufwand für alle Beteiligten bedeutet, der sich nur durch das solidarische Verhalten der einzelnen Teams umsetzen lässt.

Die Informationsflut ist in den ersten Wochen kaum zu bewältigen: täglich neue Nachrichten über die Ausbreitung der Pandemie, immer wieder neue Liquiditätshilfen für die Wirtschaft, deren Bedingungen erst kommuniziert werden müssen, neue Kreditprogramme der Förderbanken, in die sich die Experten innerhalb kürzester Zeit einlesen müssen, Richtlinien, die sich manchmal mehrfach am Tag verändern und Anpassungen in den Prozessen der Bank verlangen, über die wiederum Berater und Kunden informiert werden müssen. Ein einziges Überschlagen. Jede Änderung bringt eine neue Arbeitsanweisung im Kreditgeschäft mit sich, die sich wiederum auf Tilgungsaussetzungen, Ratings, Kapitaldienstbetrachtung, Risikofrüherkennung oder das Fördermittelgeschäft auswirkt. Kreditanalyst André Bracht nennt es „die Wucht des Unbekannten“. „Diesen großen Arbeitsaufwand haben wir im Team nur geschafft, weil sich jeder im Team eingebracht und den anderen unterstützt hat. Mit gebündelten Kräften konnte so letztendlich der enorme Arbeitsaufwand umgesetzt werden“, sind sich alle einig.

Für die Kreditberater in den Filialen und BeratungsCentern initiierte das Team schnelle Hilfe in Form einer Webinar-Reihe. In diesen Veranstaltungen erhielten die Kolleginnen und Kollegen zum einen Fachinformationen, zum Beispiel wie Unternehmen in der Krise bewertet werden. Zum anderen ging es darum, die Berater mitzunehmen und für Krisengespräche zu sensibilisieren. Außerdem stellte das Corona-Koordinationsteam den jüngeren Beratern erfahrene Kolleginnen und Kollegen als Paten zur Seite. „Viele hatten noch nie ein Kundengespräch mit Unternehmen in einer solchen Krisensituation geführt und auch noch nie eine Krise erlebt“, erklärt Sebastian Schrader. Letztlich habe sich alles immer wieder um das „Management täglich neuer Herausforderungen mit ungewissem Ergebnis“ gedreht.

André Bracht

„Die befürchtete Liquiditätsnot ist aber in der Breite erfreulicherweise nicht eingetreten.“

André Bracht

Ein weiteres bedeutendes Thema war die Risikofrüherkennung. Dafür entwickelte die Projektgruppe ein neues Reportingsystem. Damit ist es möglich, bereits sehr früh zu erkennen, wo Liquiditätshilfen geflossen sind oder sich eventuell Schwierigkeiten beim Kunden ergeben können. „Wir wollten vor allem unsere Kunden in den besonders betroffenen Branchen frühzeitig erreichen“, sagt Engelmann. „Das System ist sehr gut angekommen und war eine gute Hilfe, um proaktiv ein Gespräch mit dem Kunden zu suchen“, sagt Schrader.

Als Bindeglied zwischen Daten und den Themen in der Kundenberatung war Marc Schulze aus der Vertriebssteuerung Teil des Teams. In Online-Konferenzen nahmen er und sein Kollege die Vorstellungen und Wünsche des Corona-Koordinationsteams auf und kümmerten sich um die Umsetzung der Prozesse. Dank seiner Unterstützung konnten alle Prozesse schnell und unkompliziert technisch in eine digitale Form gebracht werden. „Das oberste Ziel war dabei stets, eine einfache, schnelle und benutzerfreundliche Handhabung für die Kolleginnen und Kollegen im Markt zu entwickeln“, sagt Schulze.

„Bis jetzt sind wir gemeinsam mit unseren Kunden gut durch die Krise gekommen“, konstatieren André Bracht, Mathias Engelmann und Sebastian Schrader. Im Bereich der staatlich unterstützten Corona-Kredite hat die VerbundVolksbank  OWL im Geschäftsjahr 2020 über 270 Darlehensanfragen mit einem Volumen von mehr als 89 Millionen Euro bearbeitet. Und bei mehr als 1.700 Konten mit einem Volumen von über 206 Millionen Euro wurde eine Aussetzung der Tilgung vereinbart. 70 Prozent davon betrafen Privatkunden, 30 Prozent gewerbliche Kunden. „Die befürchtete Liquiditätsnot ist aber in der Breite erfreulicherweise nicht eingetreten. Bis heute sind 98 Prozent dieser Kunden wieder in der normalen Tilgung. Hier ist sicher auch zu berücksichtigen, dass viele verunsichert waren und einfach vorsorglich aus Angst vor der ungewissen Entwicklung eine Tilgungsaussetzung angefragt haben“, berichtet Bracht.

Marc Schulze
Marc Schulze

„Das oberste Ziel war stets, eine einfache, schnelle und benutzerfreundliche Handhabung für die Kolleginnen und Kollegen zu entwickeln.“

Im April 2021 blickt das Koordinationsteam anders als vor einem Jahr auf Corona. Das, was man als Corona-Hilfe eingeführt habe, sei gesetzt. Und mit Corona selbst habe man sich arrangiert, sagt Engelmann. „Wir haben uns an vieles gewöhnt, gelernt, schnell zu entscheiden. Wir sind in der Lage, rasch gegenzusteuern. Und vor allem haben viele Kunden schnell nach vorne geschaut“, sagt Schrader. Nur wenige Branchen treffe es bislang hart. Es gebe Krisengewinner, Krisenverlierer und auch viele, die neutral durch die Krise gekommen seien. „Viele Unternehmen haben gut gewirtschaftet und schnell und konsequent Maßnahmen zur Krisenbekämpfung umgesetzt und so Liquidität freigesetzt und Kosten reduziert. Auch in die Digitalisierung wurde investiert, da wirkt Corona wie eine Art Katalysator.“ „Hinzu kommt das noch nie dagewesene Paket an staatlichen Unterstützungsmaßnahmen, das sehr geholfen hat“, erklärt Bracht.

„Vor einem Jahr wusste keiner, wie das ausgeht und alles war neu. Heute ist die Aufgabe eine andere als vor einem Jahr. Der weitere Krisenverlauf ist unsicher, aber wir sind vorbereitet“, beschreiben Bracht, Engelmann und Schrader ihre aktuelle Haltung zu dem, was kommt.

Was aber bleibt? Auch da sind sich die Mitglieder des Teams einig: Schnell zu handeln, schnell zu entscheiden – auch ins Ungewisse hinein, die hohe Veränderungsbereitschaft und die neue, digitale Art der Kommunikation. „Wir haben eine Menge gelernt.“ Die Erfahrungen aus dem Corona-Koordinationsteam seien das beste Beispiel für gelebte Solidarität. „Wir sind solidarisch im Team füreinander eingetreten und waren ein solidarischer Finanzierungspartner für unsere Kunden. Das war eine ganz besondere Erfahrung.“

Sebastian Schrader

„Wir haben uns an vieles gewöhnt, gelernt, schnell zu entscheiden.“

Sebastian Schrader